Reizdarmsyndrom Therapie (Behandlung)

Was ist das Reizdarm-Syndrom - Bin ich betroffen?

Das Reizdarm Syndrom (engl. "irritable bowel syndrom" - IBS) ist ein Krankheitsbild, das durch chronische Bauchschmerzen oder Unwohlsein, sowie Stuhlunregelmässigkeiten charakterisiert ist, ohne den Nachweis einer organischen Ursache. In den USA ist das IBS oder Reizdarm Syndrom nach Erkältungskrankheiten die häufigste Ursache für einen Arbeitsausfall. Etwa 5-15% (je nach Diagnosekriterien) der Erwachsenen haben typische Beschwerden. Dennoch beansprucht nur kaum ein Drittel der Erkrankten ärztliche Hilfe. Statistisch ist für Frauen die Wahrscheinlichkeit einen Reizdarm zu entwickeln deutlich erhöht, ca. 70% der Reizdarm-Patienten sind Frauen.

Patienten, die an einem Reizdarm leiden, berichten über ein sehr breites Spektrum an Beschwerden: Bauchschmerzen, Übelkeit, Blähungen, Völlegefühl, Stuhlunregelmäßigkeiten, verstärkte Flatulenz (Abgang von Darmwinden), das Gefühl der unvollständigen Darmentleerung, erkennbarer Schleim beim Stuhlgang, Darmgeräusche, Reizblase oder häufiger Harndrang, häufig verbunden mit Müdigkeit. Selten treten auch Muskelschmerzen (Fibromyalgien) auf.
 

Ursachen Reizdarm-Syndrom

Über die Ursachen des Reizdarm-Syndroms und damit die Frage warum manche Menschen betroffen sind und andere nicht ist noch wenig bekannt. Eine einfache Infektion oder Ähnliches kann jedoch als Ursache ausgeschlossen werden. Eine mögliche Rolle spielt dabei die „Feineinstellung“ des Darmnervensystems. Doch wodurch diese „Feineinstellung“ verändert wird, ist weitgehend unbekannt. Es gibt jedoch Faktoren, die zur Entstehung des Reizdarm-Syndroms beitragen können:

  • Genetische Faktoren
  • Schwere Darminfekte (z.B. Salmonellen, Lambien, EHEC-Bakterien)
  • Negativer Stress und andere psychische Faktoren
  • Gestörte Darmflora
  • Fehlbesiedelung des Dünndarms, der normalerweise kaum Bakterien enthält
  • Ernährungseinflüsse
  • Umwelteinflüsse in der Kindheit
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Allergien oder Intoleranzen) können ein Reizdarm-Syndrom auslösen. Dabei ist es oft nicht leicht festzustellen, ob eine begleitende Unverträglichkeit vorliegt, die die Reizdarm-Beschwerden nur verstärkt oder ob die Unverträglichkeit selbst die Beschwerden verursacht.
     

Diagnose Reizdarm-Syndrom

Die Diagnose Reizdarm-Syndrom, gemäß den Rom-III-Kriterien, kann gestellt werden, wenn der Patient seit sechs Monaten an Darmstörungen leidet und an mindestens drei Monaten innerhalb eines Jahres Schmerzen oder Unwohlsein im Bauch oder im Unterleib verspürt hat, die mit Blähungen, Druck- und Völlegefühl und Stuhlunregelmäßigkeiten (Durchfall, Verstopfung) einhergingen. Die Zeitangaben dienen hier dazu das Reizdarm-Syndrom von akuten Magen-Darm-Problemen abzugrenzen, die jeder hin und wieder erduldet.

Video Reizdarm: Die wichtigsten Infos

Da die Krankheitszeichen beim Reizdarm-Syndrom sehr unspezifisch und vielfältig sind, müssen zunächst andere organische Erkrankungen durch entsprechende Untersuchungen ausgeschlossen werden. Die Basisabklärung umfasst abhängig von den Beschwerden folgende Labordiagnostik und Tests:

  • Blutbild
  • Entzündungsparameter
  • Stuhluntersuchung auf Parasiten
  • Schilddrüsenfunktion
  • Zölliakieserologie
  • Wasserstoff-Atemtest 

Da die eigentlichen Ursachen des Reizdarm Syndroms noch kaum bekannt sind, erfolgt die Therapie symptomatisch und muss dem einzelnen Patienten angepasst sein.
 

Wie entstehen Reizdarm-Beschwerden? Was sind FODMAPs?

Schon in den 80er und 90er Jahren konnte in Studien nachgewiesen werden, dass bei Reizdarm-Patienten ein Zusammenhang besteht zwischen der Aufnahme von kurzkettigen Kohlehydraten (Fruktose und Sorbitol) und einer Verschlechterung der Beschwerden.

Die meisten Beschwerden des Reizdarm-Syndroms, wie Bauchschmerzen, Druck- und Völlegefühl, Blähungen, Stuhlveränderungen etc., können auf eine übermäßige Aufdehnung (Blähung) des Darmes zurückgeführt werden. Bestimmte Bestandteile der Nahrung treiben den Darm auf, weil sie vermehrt Flüssigkeit in den Darm einlagern oder weil sie durch die Darmbakterien vergoren (fermentiert) werden, wobei Gase entstehen, die den Darm auftreiben. Hauptsächlich entsteht bei dieser Fermentierung Wasserstoff (H2), der im Rahmen der Diagnostik, über einen Wasserstoff-Atemtest nachgewiesen werden kann.

Bei diesen schwer absorbierbaren, fermentierbaren Nahrungsbestandteilen handelt es sich um eine Gruppe von Zuckern – kurz FODMAP genannt:

Fermentierbare   (von Darmbakterien schnell abbaubar)

Oligosaccaride    (Mehrfachzucker: Fruktane, Galakto-Oligosaccharide)

Disaccaride         (Zweifachzucker: Laktose)

Monosaccaride   (Einfachzucker: Fruktose)

And                     (und)

Polyole                (Zuckeralkohole: Sorbit, Mannit, Xylit,Maltit)

Welche Nahrungsmittel enthalten FODMAPs?

Fruktane kommen vor allem in Weizenprodukten (Brot, Nudeln, Frühstücksflocken) und in einigen Gemüse- und Obstsorten vor. Fruktane sind die häufigste Ursache für Reizdarm-Beschwerden, weil sie von den meisten Menschen in größeren Mengen verzehrt werden.

Galakto-Oligosaccaride (GOS) sind insbesondere in Hülsenfrüchten, wie Bohnen, Linsen und Kichererbsen enthalten.

Aufgrund fehlender Enzyme können weder Fruktane noch GOS vom Menschen verdaut oder aufgenommen werden. Nur ein Teil hat allerdings auch Beschwerden dadurch.

Disaccaride (Zweifachzucker): Der einzige Zweifachzucker, der Reizdarm-Symptome hervorrufen kann ist Milchzucker oder Laktose. Milchzucker kommt natürlicherweise in Kuh-, Schaf- oder Ziegenmilch, sowie in Erzeugnissen daraus vor. Menschen mit einer Laktose-Intoleranz verfügen nur über eine geringe Menge des Enzyms Laktase, das für die Aufspaltung der Laktose im Darm verantwortlich ist. Dementsprechend können nur geringe Mengen Laktose verarbeitet und damit vertragen werden.

Monosaccaride (Einfachzucker): Der problemverursachende Vertreter ist hier der Fruchtzucker oder Fruktose. Fruktose ist in allen Früchten, Honig, Süßungsmitteln und in einigen Gemüsen (z.B. Zuckererbsen), sowie in Getreiden (z.B. Weizen) enthalten. Wenn Fruktose zusammen mit Glukose auftritt, kann sie gut resorbiert werden. Enthält ein Lebensmittel aber mehr Fruktose wie Glucose wird der Fruchtzucker nur langsam und unvollständig resorbiert. Deswegen spricht man von „Fruktose-Malabsorption“.

Polyole (Zuckeralkohole): Natürlich kommen Polyole, wie Sorbit, Mannit, Maltit und Xylit in manchen Obst- und Gemüsearten vor. In der Lebensmittelindustrie werden sie häufig als Feuchthaltemittel und Zuckeraustauschstoffe (Süßstoffe) eingesetzt, insbesondere in „zuckerfreien“ Getränken, Kaugummis oder Bonbons. Als Lebensmittelzusatzstoffe haben sie E-Nummern, so dass man sie auf Lebensmittelverpackungen identifizieren kann: Sorbit (E420), Mannit (E421), Maltit (E965) und Xylit (E967).
 

Die Low-FODMAP-Diät!

Sieht man sich in der Buchhandlung um oder recherchiert im Internet, so stößt man auf viele Ernährungsvorschläge und „Kuren“ bei Reizdarm-Syndrom, aber nur wenige können mit wissenschaftlichen Grundlagen oder Belegen die Wirksamkeit nachweisen. Für die Low-FODMAP-Diät wurde jedoch in Studien (z.B. Halmos EP, Power VA, Sheperd SJ, Gibson PR, Muir JG. A Diet Low in FODMAPs Reduces Symptoms of Irritable Bowel Syndrome. Gastroenterology. 2014;146:67-75) der wissenschaftliche Nachweis erbracht, dass sie die Symptome des Reizdarm-Syndroms deutlich reduzieren kann. Mit dieser Ernährungsweise lassen sich erwiesenermaßen bei drei Viertel aller Reizdarm-Patienten die Beschwerden lindern.

Wie kann man FODMAPs vermeiden? Vorgehen bei der Low-FODMAP-Ernährung

Nach der gesicherten Diagnose – Reizdarm-Syndrom – sollte zunächst im Patientengespräch geklärt werden, ob die Bereitschaft zu einer Ernährungsumstellung vorhanden ist. Im Vorfeld sollte ein Ernährungs- und Beschwerde-Tagebuch geführt werden. Die Mitarbeit des Patienten entscheidet über den Erfolg der Ernährungsumstellung und damit der gesamten Therapie.

Die Umstellung der Ernährung auf FODMAP-reduzierte Lebensmittel erfolgt in 3 Phasen:

  1. Phase: alle FODMAP-reichen Lebensmittel werden für 3-4 Wochen gemieden, bis die Beschwerden stark nachlassen oder verschwinden.
  2. Phase: es wird gezielt ausprobiert, welche Nahrungsmittel (-gruppen) in welchen Mengen vertragen werden können. Dies ist die individuelle FODMAPs-Toleranz.
  3. Phase: eine ausgewogene Ernährung mit möglichst wenigen persönlichen Nahrungseinschränkungen, die die Beschwerden ausreichend reduziert.
     

FODMAP-Tabelle

Folgende Tabelle soll eine Übersicht bieten, welche Alternativen es zu FODMAP-reichen Lebensmitteln geben kann und was eine Low-FODMAP-Ernährung enthalten kann:

 Zu vermeidenAlternativen
 FODMAP-reichFODMAP-arm
ObstApfel, Birne, Mango, Wassermelone, Nektarine, Kaki, weißer Pfirsich, Aprikose, Kirsche, Feige, Baumtomate Dosenobst, Fruchtsaft, Fruchtsoßen, Trockenobst, Honig, Fruktose, Fruktosesirup, Maissirup, AgavendicksaftBanane, Blaubeere, Brombeere, Cranberry, Erdbeere, Grapefruit, Himbeere, Honigmelone, Kiwi, Limette, Mandarine, Orange, Passionsfrucht, Rhabarber, Traube, Zitrone, Ananas
GemüseSpargel, Artischocken, Zuckererbse, Aubergine, Broccoli, Fenchel, Knoblauch, Kohl, Lauch/Porree, Rosenkohl, rote Beete, Zwiebeln, Bohnen, Linsen, Mais, KichererbsenAvocado, Bambus-/Bohnen-Sprossen, Gemüsepaprika, Karotten, Blumenkohl, Bleichsellerie, Chinakohl, Schnittlauch, Gurke, Endivie, Ingwer, Kopfsalat, Pilze, Oliven, Pastinaken, grüne Bohnen, Kartoffeln, Kürbis, Mangold, Spinat, Tomate, Zucchini, Tofu, Kräuter
GetreideWeizen, Roggen, Hafer, Gerste, Dinkel, Spelt, Triticale, Emmer, Einkorn, Kamut, Grünkern, Bulgur, Couscous, Brot, NudelnMais, Reis, dem sogenannten Wildreis (ist ein Blumensamen), Buchweizen, Hirse, Flohsamen, Amaranth, Johannisbrotkernmehl, Tapioka, Maniok und Quinoa
MilchprodukteKuh- Schaf- oder Ziegenmilch, sowie Produkte, Rahm, Frischmilchkäse, Hüttenkäse, Ricotta, Mascarpone, Eiscreme, Pudding, Desserts auf Milchbasis, Milchpulver, Kondensmilch, JoghurtLaktosefreie Milch, Sojamilch, Reis-, Hafer-, Mandel- und Quinoa-Milch und Erzeugnisse daraus, gereifter Käse (Brie, Gouda, Emmentaler, Camembert, Parmesan etc.)
anderePistazien, Cashewnüsse, Kekse, Weizenkleie, Inulin, Süßungsmittel Sorbit, Mannit, Maltit, Xylit, Isomalt, Polydextrose und alle Erzeugnisse, die damit gesüßt sind (Kaugummi, Bonbons, Getränke)Bohnenkaffee, Tee, Leinsamen, Haferkleie, Reiskleie, weißer Haushaltszucker (begrenzt), Rohrzucker, Traubenzucker, Ahornsirup, Melasse, Erdnussbutter, Nutella, Aspartam, Saccharin, Stevia

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